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Humboldt sucht die Toskana

Was haben wir drauf gewartet: Endlich, nach zwei abgebrochenen Saisons, konnte die SSG Humboldt mal wieder den Ball in die Hand nehmen und in einem Punktspiel beweisen, was sie konnten. Die Vorbereitung auf diesen Punkt soll hier nicht ausufernd dargestellt werden, einen großen Dank an dieser Stelle an die Mannschaften von Ajax Köpenick, TUS Hellersdorf und dem BSC Rehberge für die Trainingsspiele – leider haben sie auf den ersten Blick nicht die erhoffte Wirkung gehabt.

Alle waren aufgeregt. Vom Links- bis zum Rechtsaußen, vom Haftmittelbeauftragten bis zum nicht anwesenden Bierwart, ja, sogar die Herren am Kampfgericht – alle aufgeregt. Man konnte schon vor dem Anpfiff ahnen: Da müssen sich ein paar Zahnräder eventuell noch ein wenig einruckeln, bevor sie ineinandergreifen.

Nach ein paar Minuten galt es allerdings festzustellen: Das, was die Heimmannschaft der SSG Humboldt ablieferte, das waren keine ruckelnden Zahnräder. Das war ein Totalschaden. Zwar gelang es Flügelflitzer Nerlich das erste Tor des Spiels zu erzielen, das sollte leider auch sein Letztes für die nächsten 60 Minuten bleiben. Tatsächlich: Wie aufmerksamen Leser*innen des Spielprotokolls auffallen wird, fiel das erste Tor zeitgleich zum Anpfiff. Hut ab.

Die Gäste von NARVA ließen sich davon allerdings nicht beeindrucken, sondern warfen einfach fünf Tore in sechs Minuten. Die SSG warf keins. Das zwang Heimtrainer Sander dazu, eine frühe Auszeit zu nehmen und mit rhetorischem Haarwaschmittel seinen Zöglingen den Kopf zu waschen. Denn auf dem Papier schien es einfach zu sein: NARVA verteidigte offensiv und aufmerksam, dagegen half nur Tempo und sichere Anspiele. Wer die SSG kennt, der hätte hier schon ahnen können – der Drops war gelutscht.

Denn im Angriff versuchte die Heimmannschaft vor allem aus dem Stand gefährlich zu wirken (was nicht klappte) oder durch Kreisanspiele Chancen zu kreieren (was auch nicht klappte). Gar nicht ins Spiel fand Rückraumspieler Kuhnert. Erst in der zweiten Hälfte nahm er sich mal ein Herz, nahm Tempo auf, bekam den Ball, lief an seinen Gegenspielern vorbei, sprang hoch und warf ein Tor. Handball kann manchmal so einfach sein.

Beim Stand von 11:21 ging es dann endlich in die Halbzeitpause. Der Start in die zweite Hälfte sollte jedoch fast genauso holprig werden wie die dreißig Minuten zuvor. Der Tiefpunkt war bei einem 13-Tore-Rückstand zur 40. Minute erreicht – 14:27 –, von da an sollte jedoch die Stunde des Romantikers Röhle schlagen. Waren er und sein Kompagnon Lindenau in der ersten Hälfte kein Faktor, da sie die meist freien Würfe von NARVA nicht entschärfen konnte, wuchs Röhle in der zweiten Hälfte phasenweise über sich hinaus – und brachte mit einem markerschütternden Gebrüll nach einer Parade ganz Hohenschönhausen zum Beben.  

So gelang der SSG noch eine kleine Aufholjagd zum Stand von 24:31 in der 55. Minute, aber spätestens hier machte sich der gelutschte Drops bemerkbar, das Spiel war nicht mehr zu gewinnen und so ging NARVA beim Stand von 25:35 als Sieger vom Platz.

Auch wenn es eine knallende Niederlage war, tatsächlich gab es auch Hoffnungsschimmer: Gerade der von der Toskanasonne braungebrannte Bräutigam Bartsch ballerte seine Bälle sicher am gegnerischen Torhüter vorbei. Und auch der kernige Körnig zeigte in manchen Aktionen, dass Kampfgeist bei ihm NICHT immer bedeutet, den Schiedsrichter anzupflaumen. Als er im Vollsprint versuchte, einen Gegenstoß abzulaufen, und die 100 Meter dabei gefühlt in unter zehn Sekunden lief, zeigte er, wie er sich für die Mannschaft aufreibt. Den Konter konnte er zwar nicht verhindern, aber von der Einstellung kann die ganze SSG lernen.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Es ist wahnsinnig viel Luft nach oben, und das können die Recken am kommenden Samstag um 15:45 gegen den TSV Marienfelde am Baußnernweg 8 unter Beweis stellen.

 

SSG Humboldt: Lindenau, Röhle (beide Tor), Sander, Kunert (3), Körnig (4), Filter (5/2), Hessenius, Dessau (2), Bartsch (7), Fischer (3), Nerlich (1)

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