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Wie Humboldt aus einer Rumpftruppe eine Trumpftruppe machte

Es gibt Spiele, da passt von Anfang an einfach alles: Jeder Spieler fit, niemand verkatert, die Bank voll, die Augen funkeln schon bei der Erwärmung.

Und dann gibt es Spiele, die man noch vor Abpfiff abschenken möchte: Der Torhüter kommt 45 Minuten zu spät und mit ihm die Trikots; die Bank ist so spärlich besetzt, dass selbst der Trainer als Spieler eingetragen wird; und über all dem hängt der Dunst eines feucht-fröhlichen Geburtstags am Abend zuvor.

Jap. Man ahnt es. Das Auswärtsspiel gegen den BSV 92 war eines der letzteren.

Doch glücklicherweise ist das Leben wie eine Packung Pralinen und man weiß nie, was man bekommt. Zum Beispiel ahnte Strafwurfwerfer Neetzow nicht, dass er schon in der dritten Minute seine erste Chance für ein 7-Meter-Tor bekommen sollte – und noch weniger ahnte er, dass er genau dort hin werfen würde, wo gleich der gegnerische Torhüterstehen wird.

Aber Schwamm drüber, über die Strafwurfausbeute beider Mannschaften zu lästern wäre ein wenig billig, denn zumindest hielt sich der Misserfolg der Schützen bzw. der Erfolg der Torhüter die Waage: Im Laufe des Spiels verwandelte Humboldt zwei von sechs, BSV drei von sieben.

Gehen wir lieber zurück zu der Pralinenschachtel-Metapher und damit zu unseren alkoholgefüllten Pralinen auf dem Spielfeld: Erschaunlicherweise machte die SSG zunächst einen vergleichsweise konzentrierten und koordinierten Eindruck. Im Angriff blieb sie geduldig, in der Abwehr waren die Beine und Arme flinker, als man denken mochte. Das, was vom BSVer Angriff noch durchkam, konnte der leichtfüßige Lindenau problemlos wegschnappen. Das erste Tor erzielten die Heimherren erst in der zehnten Minute zum Stand von 1:4.

Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Humboldt von nun an immer weiter abbaute und sich gerade in den letzten Minuten der ersten Hälfte mehr als schwer tat. Weder hinten noch vorne wollte etwas klappen und so knabberte sich der BSV auf drei Tore wieder heran. Ein Zwischenspurt der SSG konnte zumindest eine Fünf-Tore-Führung zur Pause garantieren, es stand 12:17.

Die Marschrichtung für die zweite Hälfte: Den Vorsprung weiter ausbauen und in der Abwehr koordiniert agieren und auf die wenigen gefährlichen Angreifer vom BSV konzentrieren. Der zweite Teil klappte im Großen und Ganzen ganz gut, der erste Teil dafür umso weniger. Die Gelassenheit der ersten Hälfte wurde zu Gefahrlosigkeit, Humboldt erzielte in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit gerade einmal vier Tore.

Ein Lichtblick dabei: Hitzkopf Haeske blieb an diesem sonnigen Sonntag erstaunlich cool, das Genie-Wahnsinn-Pendel schlug diesmal stark in die für Humboldt wünschenswerte Richtung: Blieb der Angriff ideenlos, war mit einer starken Einzelaktion von ihm zu rechnen, und das auch mal von Rechtsaußen, da Nerlich als Stammbesetzung noch ein wenig blass um die Nase war.

Auch wenn die SSG schließlich beim Stand von 22:28 als Sieger vom Platz ging und die ersten zwei Punkte der Saison einfuhr: Die Humboldtianer blieben unter ihren Möglichkeiten, ohne Leistungssteigerung wird diese Saison mehr Krampf als Kampf. Das Heimspiel am Sonntag um 16:30 Uhr gegen den SCC dürfte etwa ein ganz anderes Kaliber werden.

SSG Humboldt: Lindenau (Tor), Dessau (2), Nerlich (3), Hessenius (3), Neetzow (7/2), Haeske (4), Mogwitz (4), Engelhard (2), Sander (3), Nolden (MV)

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