Was kann man von einem Spiel erwarten, wenn der Trainer noch vor dem Warmmachen sagt: „Ok, ich würde vorschlagen, jeder bewegt sich erstmal ein wenig und schaut, was überhaupt geht.“ Und als weiterer wichtiger Tipp folgt: Bitte nicht übergeben.
Tatsächlich mehr, als man denken möge, aber wir müssen früher anfangen. Wie im vergangenen Spielbericht angekündigt, ereignete sich am Vorabend des Pokalspiels gegen die SG OSF Berlin II – immerhin zwei Ligen über der SSG Humboldt – der Mannschaftsabend ebenjener. Italienisches Intro, amerikanisches Armheben und -senken und ein Ausklang, der eher ein Ausknall war – so munkelt man zumindest. Man ging wohl recht beherzt zur Sache und zum Zapfhahn, rekonstruieren ließ sich nicht mehr viel, das einzige ernstzunehmende Zeugnis dieser Nacht waren die Schuldenzwischenstände, die in die Mannschafts-Chatgruppe durchgegeben wurden.
Denn ernstzunehmend, so konnte man die Recken der SSG Humboldt am folgenden Nachmittag auf den ersten Blick wahrlich nicht bezeichnen. Bei dem Bleichheitsgrad der Gesichter hätte man sie eher zu der Weißwäsche gepackt, um ein gutes Waschergebnis zu erzielen. Ganz blendend hingegen sahen die neuen Trikots aus, wir sparen uns an dieser Stelle billige Witze mit Blick auf den Schlafmangel des Teams aus Respekt vor dem neuen Hauptsponsor (und Kissenhersteller) mySheepi.
Eine Ausnahme war der quietschfidele Torhüter Lindenau, der in der Uckermark auf der Suche nach Inspiration für sein Torhüterspiel gesucht hatte – und sie wohl auch fand. Denn, wir springen ins Spiel, die SSG Humboldt schaffte es von Anfang an mitzuhalten. Der Mittelblock der SSG mit dem Spitznamen „Lang und Länger“ (aka Neetzow und Kunert) erzielten in den ersten beiden Angriffen gleich Tore, und auf der anderen Seite des Spielfelds entschärfte die nicht verkaterte Katze Lindenau schon in der zweiten Minute einen Siebenmeter inklusive Nachwurf.
Die ersten zehn Minuten entscheiden darüber, in welche Richtung sich ein Spiel entwickelt, hatte irgendwann mal ein vermutlich weiser Mann gesagt, und so lässt sich sagen: Hier war nichts entschieden. OSF führte zwar in der zehnten Minute mit 4:6, konnte eine Unterzahl jedoch nicht nutzen, so dass die SSG in der 15. Minute auf einmal 7:6 führte. Auszeit der Gäste.
Diese hatten vermutlich nicht damit gerechnet, dass Restalkohol Flügel verleihen kann, und taten sich weiterhin schwer damit, ein klares Mittel gegen die solide stehende Abwehr der Hausherren zu finden, und auch der Angriff der SSG machte ihn durchaus zu schaffen. Die Trefferquote war außergewöhnlich hoch, das Konzept Zielwasser scheint doch kein Mythos zu sein. Dennoch konnte sich OSF einen kleinen Vorsprung erarbeiten, beim Stand von 10:12 ging es dann in die Pause.
Und tatsächlich sollte sich zeigen, dass die SSG von nun an Schwierigkeit hatte, um mit dem Verbandsligisten mitzuhalten. Es dauert über neun Minuten, bis die SSG in der zweiten Hälfte wieder ein Tor erzielen konnte. In der Abwehr schlichen sich Unkonzentriertheiten im Verbund ein, in 1-gegen-1-Situationen kamen einige Humboldtianer nicht alleine mit ihren Gegenspielern klar. Auch im Abschluss ließ die Kraft nach, so dass OSF schnelle Konter erzielte, was zu einem 8-Tore-Vorsprung in der 52. Minute führte. Dagegen fand die SSG kein Mittel mehr, auch wenn das Debüt vom ebenfalls nüchternen Jungspund Dreier (Auge, Herr Bierwart) Hoffnung gab – ein Tor sollte ihm in diesem Spiel jedoch leider noch nicht glücken. Doch was nicht ist, das kann nur noch werden. Schließlich endete das Spiel mit einem klaren Sieg für OSF beim Stand von 17:26.
Auf die eigene Leistung kann die SSG jedoch mehr als stolz sein, eine Halbzeit auf Augenhöhe mit einem Verbandsligisten zu bleiben, das können nicht viele Teams in der Stadtliga von sich behaupten. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was möglich gewesen wäre, wenn die komplette Mannschaft nicht beim Mannschaftsabend gewesen wäre. Wahrscheinlich nichts Gutes…
Nach einer kurzen Pause ist die erste Mannschaft der SSG Humboldt am 24.10. um 14 Uhr am Place Moliere 4, um sich in der Stadtliga mit der SG Hermsdorf-Waidmannslust II zu messen.
SSG Humboldt: Lindenau, Röhle (beide Tor), Dessau, Kaps (5/2), Bartsch 2, Dreier, Neetzow (3), Nerlich (1), Filter (1), Mogwitz, Kunert (4), Herrschel (1)