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Wie das neue Jahr einmal erst im März begann

Mit einem Blitz aus Brasilien ging es los. Igor de Almeida, der fleischgewordene Proteinshake, raste durch die Abwehr der perplexen Hausherren und verwandelte seine ersten beiden Würfe – 0:2 nach 47 Sekunden.

Doch Moment mal, wir wollen nicht in der Hallenhitze eines Sonntagnachmittags gegen Pfeffersport II starten. Bevor wir erfahren, wie es nach diesen ersten 47 Sekunden weiterging, ob die SSG es schaffte, sich von diesem Schock zu erholen oder sich in einen Strudel negativer Gedanken und Vorwürfe warf, sollten wir lieber erstmal einen kleinen Schritt zurückgehen und die vergangenen vierzehn Wochen Revue passieren lassen. Vierzehn Wochen. So lange ist es tatsächlich her, dass die SSG Humboldt in dem letzten Spiel 2021 gegen Blau-Weiß 25:23 auf die Nüsse bekam.

Schließlich ist viel passiert in den vergangenen vierzehn Wochen, Omikron, Neujahr, nochmal Omikron, Invasion, und das sollte sich auch auf den Spielbetrieb der Stadtliga B Staffel A auswirken. Wir wollen uns hier nicht mit dem Kleingedruckten beschäftigen, unterm Strich gibt es eine Vorgabe: Die SSG hat in der Saison 21/22 noch vier Spiele zu spielen. Und zu gewinnen.

Womit wir wieder beim Schock vom Sonntagnachmittag wären.

Zum Glück wissen erfahrene Humboldtianer um die ausbaufähige Kondition von Igor, der vor einigen Jahren noch die Hallen und Kabinen der SSG unsicher machte. Und so war ein Großteil seiner Luft nach eben diesen 47 Sekunden raus und Humboldt konnte anfangen sich zu berappeln und zu spielen. Und ja, sie fingen an zu spielen.

Wie schon beim Hinspiel (wir berichteten) waren es vor allem flitzige Außenspieler, die schnelle Tore erzielen konnten. Vor allem Ballwerfer Bartsch, der noch ganz beseelt aus einem entspannten Kurzurlaub in die Halle schwebte, war mit sieben erzielten Toren der erfolgreichste Schütze der SSG. Humboldt gleichte also schnell zum 2:2 aus und kämpfte sich bis zum 9:7 in der 14. Minute sogar einen kleinen Vorsprung heraus.

Von hier an wusste das Spiel nicht so genau, wo es hinwollte: Lieber einen klaren Sieger oder doch lieber spannend lassen? Da half Mobilitätswunder Mogwitz nach. Er kam auf die Platte, auch er mit einem aufwühlenden Wochenende in den Knochen und Rollkoffer im Gepäck, schnappte sich den Ball und zimmerte ihn gleich zweimal hintereinander ins Netz. Humboldt führte klar.

Und die Heimmannschaft zeigte Gefühl, Ballgefühl, um genauer zu sein: Etwa einen Zuckerpass von Connaisseur Kunert über die eigene Schulter direkt in die Hände von Engelhard, der sofort versenkte. Oder eine Parade von Lindenau, die so glänzend war, dass er sie gleich ironisch brechen musste, indem er den Ball ins eigene Tor faustete. Beim Stand von 19:13 ging es in die Halbzeit.

Es gab aber scheinbar noch einen Wunsch nach Steigerung: In der Pause forderte der erfolgreichste Überbrückungstrainer der Herzen Engemann (liebe Grüße gehen nach Kroatien!) für die kommende Hälfte einen 15-Tore-Vorsprung. Und so stieg der frischgebackene Papa Röhle ritterlich zwischen die zwei Pfosten, um zumindest die Defensive auf dieses Ziel einzustimmen. Was soll man sagen, ein Mann, ein Wort, es gelang ihm tadellos. Doch wie immer muss man bei Humboldt die Rechnung auch immer mit der Offensive machen.

Diese hielt sich in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff zwar recht stabil, was aber vor allem daran lag, dass weder Spielzüge noch gutes Timing nötig waren, um Lücken in die Abwehr von Pfeffersport II zu reißen. Doch etwa um Minute 40 kam ein Bruch ins Spiel von Humboldt. Bälle landeten neben dem Tor oder in den Armen des Gegners, Defensivaktionen wurden inkonsequent geführt. Pfeffersport witterte noch einmal Morgenluft und erzielte vier Tore in Folge. Stand in der 50. Minute: 26:19. 

Da hatte man das Gefühl, dass Humboldt von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte. Apropos: Defensivass Hessenius musste es an diesem Sonntag leider auf die harte Tour lernen, dass es nicht so ratsam ist, neue Schuhe sofort bei einem Spiel einzutragen. Hinweis an den (nicht vorhandenen) Zeugwart: In Zukunft sollten Blasenpflaster im (wahrscheinlich vorhandenen?) Erste-Hilfe-Koffer neben dem Eisspray liegen.

Eistonne Engemann nutzte schließlich eine Auszeit, um die Mannschaft wieder Coolness einzuhauchen und damit auf die Spur zu bringen. Und tatsächlich: Zum Ende der Partie rissen sich die Humboldtianer dann doch nochmal zusammen, und beendeten mit einem Sechs-Tore-Lauf das Spiel zum Endstand von 32:19.

Das nächste Spiel findet am 27.3. in der Wartiner Straße statt, es geht gegen den TSV Marienfelde.

SSG Humboldt: Lindenau, Röhle (beide Tor), Dessau (4), Engelhard (4), Kunert (2), Neetzow (5/2), Bartsch (7), Mogwitz (4), Nerlich (3), Hessenius, Herrschel (3)

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