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Wie Humboldt mit einer Flügelzange ein Hufeisen formte

Das letzte Spiel der Rückrunde stand für die SSG Humboldt an, beim Schlusslicht der Liga, Pfeffersport II, traf man nicht nur auf einen alten Bekannten in Form eines brasilianischen Herzensmenschen, sondern auch auf eine Mannschaft, die vor mehr als einem Jahr der SSG eine höchst unangenehme Niederlage einbrachte: 30:21 – am 27. September 2020, so findet man es im Archiv.

Also nahm man sich vor, was man sich eben vornehmen muss, wenn man gewinnen will: Diesmal machen wir es andersrum. Nur besser. Logik war schon immer die Stärke der SSG Humboldt.

Gleiche Halle, andere Einstellung, das sollten die Recken der SSG schon beim Warmmachen umsetzen, und das gelang in Teilen bravourös, anders ist der Start in das Spiel nicht zu erklären. Zumindest für einen der SSG-Recken waren die ersten Minuten ein Rausch, ja, ein so breites Grinsen hatte man im Gesicht von Ballversenker Bartsch wahrscheinlich seit seinem „Ja, ich will“ nicht mehr gesehen: Die Abwehr der SSG konnte den ungefährlichen Angriff von Pfeffersport recht leicht den Zahn ziehen, haltbare Abschlüsse oder Ballverluste der Hausherren waren die Folge. Und da kam vor allem Bartsch ins Spiel: Eine Bahn nach der anderen ballerte er an der Rechtsaußenlinie entlang, bekam den Ball wie ein Geschenk des Himmels in die Hände gelegt und versenkte ihn immer und immer wieder im gegnerischen Tor. Stand nach rund 15 Minuten: 1:12 für die Gäste der SSG.

Der Griff zur Torschützenkanone, das schien nur noch eine Formalie zu sein. Dachte Bartsch wohl. Doch da hatte er noch nicht auf den Spielbericht geschaut. Denn am Pfeffersport‘schen Kampfgericht, so scheint es, hatten zu viele Köche die Suppe versalzen – und die beiden Außenspieler der SSG durcheinandergebracht: Denn statt Bartsch stand bei einigen Toren Linksaußen Dessau auf der Torschützenliste.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Dessau, der Überflieger (Korrektur: Überbahnler) aus Steglitz, nutzte das Spiel ebenfalls, um sich prächtig zu präsentieren. Doch waren es am Ende wirklich acht Tore, die er erzielte?

Wie dem auch sei, die korrekte Toranzahl wird sich wohl nicht mehr rekonstruieren lassen. Und das mag im Nachhinein gar nicht so tragisch sein, denn dieses Spiel war ein Fest für die mehrfach bestückte Flügelzange der SSG. Mit den anderen Shootingstars Albadesh und Nerlich schmiedeten die Außen das Eisen, solange es heiß war – und erzielten insgesamt 18 Tore.

An dieser Stelle sollen die Lobeshymnen enden, denn nicht alles war an diesem Tag Gold im Spiel der SSG, und glänzen tat es wahrlich auch nicht immer. Denn gerade im Positionsangriff fielen zum Teil mangelnde Absprachen und Missverständnisse auf: Compadre Kaps wirbelte zwar wie ein Mecklenburgischer Tornado durch die Abwehrreihen von Pfeffersport, doch der Rest des Rückraums konnte die entstehenden Lücken nicht nutzen. Es wurden Kreuze geschlagen, wo der direkte Schritt nach vorne erfolgsversprechender wäre; Pässe gespielt, die im Leeren landeten; Wege verweigert, die zum Torerfolg hätten führen können.

Und das zeigte sich in der zweiten Halbzeit sehr deutlich, denn nach einer furiosen ersten Hälfte, die 6:18 endete, bekam die SSG hier zunächst keinen Zugriff mehr. Neben Unsicherheiten im Angriff schlichen sich nun auch immer mehr Fehler in der Abwehr ein, Pfeffersport kam häufiger zum unbedrängten Wurf und damit auch zum Torerfolg. Der Vorsprung der SSG blieb zwar weiterhin stabil, 11:21 stand es in der 40. Minute, aber dominant und souverän wirkte das Spiel der SSG nicht mehr. Und auch wenn sich das zwischenzeitlich änderte – die fünfzigste Minute endete mit dem Stand von 12:28 – so folgte daraufhin ein ziemlich reizloses, fast schon peinliches Spektakel über acht Minuten hinweg, wer denn nun das 30. Tor erzielen wollte.

Für die Nachwelt sei hier festgehalten, dass dieses Ehrentor von Wirbelwind Kaps mit einem Siebenmeter erzielt wurde; das Bier war gesichert, der klare Sieg beim Endstand von 17:30 auch, und auch die Vorgabe von Trainer Sander, ordentliche 40, 50 Minuten zu spielen, wurde – wenn auch denkbar knapp – erreicht.

Nun denn, Zeit zum Durchsaufen bleibt nicht wirklich, denn ohne große Pause geht es schon am folgenden Wochenende weiter mit der Rückrunde: Am kommenden Samstag gegen die SG NARVA Berlin III um 17:30 in der Gürtelstraße.

SSG Humboldt: Lindenau, Röhle (beide Tor), Albadesh (2), Körnig, Bartsch (6), Engelhard, Neetzow (2), Hessenius (1), Filter (2/1), Dessau (8), Kunert (1/1), Kaps (6/1), Nerlich (2)

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