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Heben ist nicht immer schöner als Nehmen

Kreuzberger Spiele sind lang. Und meistens ziemlich geil. Zum Mitspielen und zum Anschauen. Das zumindest ist die Erfahrung vieler Humboldtianer, und natürlich war man erpicht drauf, dieser traditionsreichen Duell-Geschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Die Rollen waren im harzfreien Barnim-Gymnasium an diesem Sonntag zumindest klar verteilt: Während die SSG Humboldt ungeschlagen an der Spitze stand, fand sich die HSG Kreuzberg im Mittelfeld der Tabelle wieder.

Davon merkte man am Anfang natürlich nichts, im Gegenteil. So lag die SSG nach den ersten fünf Minuten 0:3 zurück, was zum einen an den treffsicheren Außenspielern der Gäste lag, zum anderen daran, dass sich der Angriff der SSG einen Spaß draus machte, möglichst schwach und unpräzise aufs gegnerische Tor zu werfen. Glücklicherweise war das nur eine Phase, und kurz darauf konnte sich Humboldt auf ein 4:4 zurück kämpfen. 

Ab jetzt blieb es ein Duell auf Augenhöhe. Obwohl die SSG in der Umschaltbewegung schneller war als Kreuzberg, ließ sie mehrere einfach Tore im Tempogegenstoß aus. Mal kam der Pass nicht präzise an den Mann, mal dachte sich Philosophen-Pami: „Da ist ja noch ganz viel Luft nach oben” und hob den Ball mit noch mehr Luft nach unten über die Latte ins Aus. Über weitere Heber soll an dieser Stelle nicht geschrieben werden, um Nachahmungstäter zu entmutigen.

Defensiv gab es natürlich auch Luft nach oben, insbesondere bei der Verteidigung der Außen. Für Kreuzberg war Linksaußen Reußberg mit 11 Toren stärkster Werfer, darunter zwei Siebenmetern, und tatsächlich kam er aus fast allen Lebenslagen zum Torerfolg. Dennoch ging die SSG mit einer knappen Führung (13:11) in die Halbzeitpause.

In der zweiten Hälfte stellte sich Humboldt besser auf die torgefährlichen Werfer ein und ließ die harmloseren gewähren. Das zahlte sich in der Tordifferenz aus, auch wenn insgesamt mehr Treffer fielen, und so führte man nach 41 Minuten mit 20:16. Im Angriff erkannten vor allem die Rückraumspieler, dass ein simples, direktes Spiel ohne aufwendige Spielzüge zu großen Lücken führen kann, und waren von der Erkenntnis so begeistert, dass sie sich mehrfach als Torschützen eintragen ließen.

Hervorzuheben sei an dieser Stelle die Jäkel’sche Greifzange, die mit maschinenhafter Präzision die Rückraumlinken aus Kreuzberg festmachte und sich so zu einem zuverlässigen Instrument der Humboldtschen Abwehr entwickelt. Eine Leistung, von der man seinem Kind erzählen kann. Glückwunsch! 

Nennenswert auch unser alter Bekannter Hitzkopf Körnig, der schon nach 31 Minuten mit zwei Zeitstrafen im Rücken kurz vor einer roten Karte stand und sich mit dem nun angesagten Angriff-Abwehr-Wechsel etwas schwer tat. Aber wie sagt man so schön: Was man seit dem Doktortitel nicht mehr im Kopf hat, das hat man in den Beinen. Gerade in dem jungen Alter.

Die Schlussphase wurde eingeläutet, und die SSG Humboldt behielt die Nerven. Während Kreuzberg verzweifelt versuchte, noch etwas am Spielstand zu drehen, nutzten die Gastgeber ihre Torchancen, blieben solide in der Abwehr und konnten sich letztendlich über einen 29:23-Sieg freuen.

Damit endete ein erfolgreicher Tag, da auch die zweite Mannschaft zuvor in einem packenden Spiel 36:34 gegen die VSG Altglienicke gewann. Die Schreckenssekunde des Tages lieferte Omran, der bei diesem Spiel verletzt wurde, sich die Nase brach und nun operiert werden muss. Gute Besserung!

SSG Humboldt: Lindenau, Röhle (beide Tor), Christ (1), Dessau (1), Bartsch (5), Körnig (3), Kunert (6/1), Hessenius (1), Mogwitz (1), Jäkel (2), Nerlich (1), Lehmann (3), Bannas (5), Sander, Nolden (beide MV)

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